Letztes Jahr hatte ich von der Nutztierarche Kruse ein Vlies altes Bentheimer und ein gemischtes Vlies gekauft. Da ich ja immer noch am Durchsortieren in der Wohnung meiner Mutter bin, nutze ich nebenher ihren Herd, um Wolle zu waschen. Ich bin auch schon recht gut voran gekommen. Ein Wensleydale, zwei Mohairvliese und das weiße alte Bentheimer sind schon vollständig gewaschen und trocken. Das Mischvlies zur Hälfte etwa.
Und gestern habe ich mich dann hingesetzt und ein bisschen herumgespielt. Das Schöne an meiner neuen Situation ist ja, dass ich nun die Freiheit habe, mich einfach einen ganzen Tag auf eine Sache zu konzentrieren. (OK, fast den ganzen Tag, der Gatte und der Hund wollen auch ihren Anteil.) Eine Freiheit, die noch etwas ungewohnt ist. Bis vor nicht allzu langer Zeit sprang ich den ganzen Tag zwischen der Pflege meiner Mutter, dem Kümmern um Dinge für Mutter, meinem Haushalt und ihrem Haushalt hin und her und konnte in diesen hektischen Tagesablauf meine Arbeit immer nur sporadisch einstreuen. Der Verlust dieser Hektik hat mich zwar erst einmal ziemlich aus der Bahn geworfen, aber so ein Tag wie gestern führt mich so langsam an den neuen Ablauf heran.
Ich spann eine Spindel voll direkt aus der (gewaschenen) Flocke, eine Spindel kardiert und dann holte ich die Minikämme und kämmte eine Spindel voll.

Seien wir ehrlich, aus einem Bentheimer mit seinen 37 micron wird kein BFL oder Merino, aber das muss es ja auch nicht. Optisch ist erstaunlich wenig Unterschied zwischen den Strängen zu sehen, aber man fühlt es deutlich. Am angenehmsten ist natürlich der gekämmte Strang (ganz rechts). Durch die Gleichrichtung wirkt es fast seidig, auch wenn das Garn immer noch etwas haarig ist. Ich könnte mir sehr gut Socken oder eine Draußenweste daraus vorstellen.
Dann ging ich zum Mischvlies über.
Das Mischlvies hat deutliche Unterwolle mit gelegentlichen Deckhaaren. Vereinzelt gibt es Grannen, die ich aber nicht ernsthaft aussortiert habe. Die Deckhaare habe ich ausgekämmt und dann die Unterwolle noch einmal gekämmt. Beides zu jeweils einem Strang, der mit sich selbst verzwirnt wurde, gesponnen.



Ich denke, ich werde mir weiterhin die Arbeit machen und das Vlies teilen und kämmen. Das ist natürlich deutlich mehr Aufwand, aber ich denke, es lohnt sich. Mal sehen, wie die Stränge sich nach einem Bad machen werden.
die rasse habe ich auch noch nicht versponnen. dafuer bin ich gerade mit einem kilo „polarfuchs“ (wollfabrik/mg) zugange, das ist, wenn ich das so richtig verstanden habe, eine islandwolle. ein kammzug zwar, aber da und dort kommen auch noch ein paar deckhaare mit. ich ziehe raus, was grad so „vorsteht“, bin aber nicht zu picky damit. auch nicht superweich, aber mir gefaellt der leicht melierte graueffekt sehr gut! eigentlich wollte ich ja auch erstmal keine neuen fasern dazuholen, aber bei der woolinitiative in NI stiess ich auf eine „neue“ rasse, die ich unbedingt mal antesten will, black and white blossom. der name ist schon so schoen, dass ich meine guten vorsaetze vielleicht doch mal wenigstens fuer eine probe uebern haufen werfen werde:)
geniesse die neugewonnene freiheit!
Bettina
ich wünsche dir weiterhin so gute ideen..und interessant wie unterschiedlich die wolle aus einem vlies wird. liebe grüße wiebke